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Drei Jahre lang opferte ich mein Leben als „Nemesis“, die ungeschlagene Anwältin, um die perfekte Ehefrau für Hamburgs Star-Staatsanwalt Konstantin Wagner zu sein. Ich tauschte meine Akten gegen Kochbücher und glaubte, ich könnte den Mann heilen, den ich liebte.
An unserem Hochzeitstag kam er betrunken nach Hause, küsste mich verzweifelt und flüsterte den Namen einer anderen Frau.
„Holly“, hauchte er. „Ich wusste, du würdest zu mir zurückkommen.“
Doch das endgültige Urteil über unsere Ehe fiel in einem Restaurant. Als ein Kellner eine Kanne brühend heißen Kaffees verschüttete, zögerte Konstantin keine Sekunde. Er warf sich vor seine Ex-Freundin Holly, um sie vor ein paar Tropfen zu schützen.
Der Rest der Kanne ergoss sich über meinen Arm und verursachte Verbrennungen zweiten Grades. Er geriet in Panik wegen der winzigen roten Flecken auf Hollys Hand und brachte sie eilig in eine Privatklinik.
Meine blasenwerfende Haut würdigte er keines einzigen Blickes. Er drückte mir nur seine Kreditkarte in die Hand.
„Nimm ein Taxi in die Notaufnahme“, sagte er. „Ich rufe dich später an.“
Das war der Moment, in dem die hingebungsvolle Ehefrau starb. Ich ging und sah nie wieder zurück. Drei Monate später stand ich ihm in einem Gerichtssaal gegenüber und vertrat den Mann, den er im größten Fall seiner Karriere anklagte.
Er hatte keine Ahnung, dass die stille Hausfrau, die er weggeworfen hatte, die juristische Legende war, die als Nemesis bekannt ist. Und ich stand kurz davor, seine perfekte, ungeschlagene Bilanz zu vernichten.
Kapitel 1
In der Welt des Wirtschaftsrechts war der Name „Nemesis“ eine Legende. Ein Phantom. Drei Jahre lang hatte die Juristengemeinschaft spekuliert, wohin das Wunderkind, das nie einen Fall verloren hatte, verschwunden war. Einige sagten, sie sei ausgebrannt. Andere flüsterten, sie habe sich zu mächtige Feinde gemacht und sei gezwungen worden, unterzutauchen.
Niemand ahnte die Wahrheit.
Die Wahrheit arrangierte gerade einen Strauß weißer Lilien in einer minimalistischen Vase, ihre Bewegungen waren vorsichtig und leise. Eva Brandt, einst bekannt als Nemesis, hieß jetzt Eva Wagner. Sie war die Ehefrau von Konstantin Wagner, Hamburgs Star-Staatsanwalt, einem Mann mit seiner eigenen perfekten, ungeschlagenen Bilanz.
Drei Jahre lang hatte sie die Rolle der hingebungsvollen, einfachen Hausfrau gespielt. Sie hatte ihre scharfen Anzüge und juristischen Schriftsätze weggepackt und sie gegen Schürzen und Kochbücher eingetauscht. Sie tat es aus Liebe, oder dem, was sie verzweifelt gehofft hatte, Liebe werden zu lassen.
Die Ehe war eine überstürzte Angelegenheit gewesen, geboren aus einer einzigen Nacht gemeinsamer Einsamkeit und einem Pflichtgefühl seinerseits. Eva war eine junge, aufstrebende Anwältin gewesen, heimlich verliebt in den brillanten Staatsanwalt, dem sie manchmal in Scheinprozessen gegenüberstand. Sie hatte einmal einen Funken Verletzlichkeit in ihm gesehen, einen Schmerz, den er hinter seinem Charisma verbarg. Sie dachte, sie könnte diejenige sein, die ihn heilt.
Sie hatte sich geirrt.
Konstantins Schmerz hatte einen Namen: Holly Becker. Seine erste Liebe, eine berühmte Modedesignerin, die ihn verlassen hatte, um ihr Imperium aufzubauen. Er war nie über sie hinweggekommen. Ihr Zuhause war ein Museum seiner Besessenheit. Obwohl keine Bilder von Holly an den Wänden hingen, war ihre Anwesenheit überall. Sie war in der Kaffeesorte, die er trank, weil sie sie mochte, in der Musik, die er spielte, in der Art, wie seine Augen glasig wurden, verloren in einer Erinnerung, an der Eva keinen Anteil hatte.
Eva hatte es versucht. Sie hatte seine Routinen, seine Vorlieben, seine Stimmungen gelernt. Sie hatte ihr ganzes strategisches Genie in einen einzigen, nicht gewinnbaren Fall gesteckt: das Herz ihres Mannes zu gewinnen.
Aber nach tausend Tagen eiskalter Gleichgültigkeit, nachdem sie eine höfliche Fremde in ihrem eigenen Zuhause war, wusste sie, dass das Urteil gefallen war. Sie hatte verloren.
Der letzte Beweis war letzte Nacht gekommen. Es war ihr Hochzeitstag, ein Datum, das Konstantin wie üblich vergessen hatte. Er war spät nach Hause gekommen, roch nach teurem Whisky und dem schwachen, blumigen Duft eines Frauenparfums. Er war betrunken, mehr als sie ihn je gesehen hatte.
Er war ins Wohnzimmer gestolpert, wo sie wartete. Seine Freunde von der Staatsanwaltschaft waren bei ihm gewesen, lachten über irgendeinen alten Fall. Sie nahmen sie kaum zur Kenntnis, ihre Blicke glitten über sie, als wäre sie ein Teil der Einrichtung.
„Konstantin, du musst dich ausruhen“, hatte sie leise gesagt und sich bewegt, um ihm zu helfen.
Er lehnte sein schweres Gewicht an sie, sein Atem heiß an ihrem Ohr. Für einen schwindelerregenden Moment spürte sie einen Funken Hoffnung. Er war nah. Er berührte sie.
Dann küsste er sie. Es war ein rauer, verzweifelter Kuss, nichts wie die keuschen, flüchtigen Küsse, die er ihr manchmal gab. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen. Vielleicht war es das. Vielleicht hatte der Alkohol endlich seine Mauern niedergerissen.
Er zog sich zurück, seine Augen trüb und unfokussiert. Er lächelte, ein gebrochenes, zärtliches Lächeln, das nicht für sie bestimmt war.
„Holly“, flüsterte er und strich mit dem Daumen über ihre Wange. „Ich wusste, du würdest zu mir zurückkommen.“
Der Name traf sie wie ein körperlicher Schlag. Die Hoffnung in ihr zersplitterte und verwandelte sich in einen feinen, scharfen Staub, der ihre Lungen füllte. Sie sagte kein Wort. Sie half ihm einfach in ihr Schlafzimmer, zog ihn aus und brachte ihn ins Bett, ihre Bewegungen mechanisch.
Er schlief sofort ein und murmelte ein letztes Mal Hollys Namen.
Eva stand in dem stillen Raum, das Mondlicht zeichnete die scharfen Linien seines gutaussehenden Gesichts nach. Er war ein Mann, der von der Stadt gefeiert wurde, ein Titan der Gerechtigkeit. Aber für sie war er eine Leere. Eine ständige Erinnerung daran, was sie nicht war.
Sie verließ das Schlafzimmer und ging in ihr Arbeitszimmer, ein Raum, den er nie betrat. Sie zog eine staubige Kiste aus dem hinteren Teil des Schranks. Darin waren ihre alten Sachen. Ein gerahmtes Diplom von der Bucerius Law School. Trophäen von Moot-Court-Wettbewerben. Und ein einfaches, schwarzes Visitenkartenetui.
Sie zog eine heraus. Sie war schlicht und minimalistisch.
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