Paris, 1793: Die Französische Revolution erschüttert die Stadt, und inmitten von Barrikaden, Verrat und dem unaufhörlichen Fall der Guillotine beginnt eine gefährliche Liebe. Lucien Dubois, ein scharfsinniger, aber zynischer Buchhändler, trifft auf Céleste d'Armand, eine mutige Adlige, die sich der Sache der Revolution verschrieben hat. Was als zufällige Begegnung in den gefährlichen Straßen von Paris beginnt, entwickelt sich zu einer stürmischen Romanze, die sowohl durch ihre Leidenschaft als auch durch die ständige Gefahr genährt wird. Gemeinsam stellen sie sich den Herausforderungen der Zeit: Verräter in den eigenen Reihen, die unbarmherzige Jagd der königlichen Garde und die blutigen Intrigen der Revolution. Doch als Robespierre die Kontrolle übernimmt und die Revolution außer Kontrolle gerät, stehen Lucien und Céleste vor ihrer größten Herausforderung. Werden sie ihre Liebe bewahren können - oder wird die Guillotine auch ihr Schicksal besiegeln? In diesem packenden historischen Liebesroman voller Spannung, Humor und emotionaler Tiefe kämpfen zwei Menschen um Freiheit, Gerechtigkeit - und ihre Herzen.
Paris, Juli 1789. Die Luft war stickig, erfüllt von der Feuchtigkeit des Sommers und dem Gestank der überfüllten Straßen. Doch für Lucien Dubois, Buchhändler, Gelegenheitsdichter und Meister der wortgewandten Ausreden, war dies ein gewöhnlicher Tag – abgesehen von der kleinen Menschenmenge, die sich vor seiner Buchhandlung sammelte.
„Lucien! Sag uns, was du darüber denkst!" rief ein Stammkunde, ein alter Schneider mit mehr Zahnlücken als Zähnen. „Wenn du mich fragst, lieber Antoine, riecht die Revolution wie fauler Käse," antwortete Lucien mit einem schelmischen Grinsen, während er ein altes Buch abstaubte. „Stinkt, ist gefährlich, aber alle wollen trotzdem ein Stück davon." Das Lachen der Menge wurde durch den Lärm einer vorbeiziehenden Kutsche unterbrochen. Lucien sah auf und bemerkte die Wappen an den Türen – das Zeichen des Comte d'Artois. Adlige. Unruhig schloss er die Fensterläden und murmelte: „Lasst sie nur weiterfahren. Vielleicht überleben wir alle den Tag." Doch die Kutsche hielt an, und eine elegante junge Frau stieg aus. Sie hatte ein Gesicht, das gleichzeitig Unschuld und Geheimnis ausstrahlte, und trug ein Buch unter dem Arm. Ihr Blick fiel direkt auf Lucien„ Das wird interessant," murmelte er und legte das Buch zur Seite.
Mademoiselle Céleste und das gestohlene Manuskript
Lucien war kein Freund von Adligen. Seine Abneigung entsprang nicht nur den politischen Spannungen, sondern einer gewissen Lebensphilosophie: Adlige hatten eine unangenehme Angewohnheit, Ärger zu bringen – und dabei nie selbst dafür zu bezahlen. Doch als die junge Frau in sein Geschäft trat, erinnerte sie ihn mehr an eine verbotene Novelle als an eine typische Aristokratin. „Bonjour," sagte sie und sah sich um, als suche sie etwas Bestimmtes – oder als wolle sie sicherstellen, dass niemand sie beobachtete. „Bonjour, Mademoiselle," erwiderte Lucien höflich, während er ihren Blick mit der Selbstverständlichkeit eines Mannes erwiderte, der wusste, dass er gut aussah. „Wie kann ich helfen? Suchen Sie Bücher über stickige Kutschen oder die Kunst des dramatischen Auftritts?" Die junge Frau sah ihn an, ihre Augen funkelten vor Schärfe und einem Hauch Amüsement. „Ich suche keine Bücher. Ich suche jemanden, der diskret ist." „Ah," sagte Lucien und lehnte sich an ein Regal, „dann bin ich der Falsche. Diskretion und ich haben ein schwieriges Verhältnis." Céleste ignorierte seine Bemerkung und zog ein Manuskript unter ihrem Umhang hervor. Es war zerknittert, mit einer Eile geschrieben, die fast nach Panik roch. „Das muss hier versteckt werden," flüsterte sie und blickte nervös über ihre Schulter. „Mademoiselle, das ist ein Buchladen, kein Versteck für geheime Botschaften," sagte Lucien trocken. „Dann ist es gut, dass dies kein gewöhnlicher Buchladen ist," entgegnete sie mit einem kühnen Lächeln und legte das Manuskript auf den Tisch. Bevor Lucien antworten konnte, öffnete sich die Tür, und zwei königliche Soldaten traten ein. Ihre Uniformen glänzten in der Sonne, aber ihre Mienen verrieten, dass sie weder Geduld noch Humor besaßen. „Haben Sie hier eine junge Frau gesehen?" fragte der größere der beiden mit einer Stimme, die klang, als hätte er Steine zum Frühstück gegessen. Lucien betrachtete sie kurz, bevor er ein unschuldiges Lächeln aufsetzte. „Viele junge Frauen kommen in meinen Laden, aber leider gehen die meisten auch wieder. Es ist ein Fluch meines Berufs." Der Soldat warf ihm einen misstrauischen Blick zu und trat näher. Céleste hatte sich hinter ein Regal gedrückt und hielt den Atem an. Lucien bemerkte, dass sie ihre Handschuhe nervös knetete, und wusste, dass sie jeden Moment entdeckt werden könnte. „Und was ist das?" fragte der zweite Soldat, der das Manuskript auf dem Tisch bemerkte. „Ah, das ist meine neueste Arbeit," sagte Lucien schnell und griff danach, bevor der Soldat es aufschlagen konnte. „Ein poetischer Essay über die Dummheit von Menschen, die Fragen stellen, die sie nichts angehen." Der größere Soldat knurrte. „Pass auf, was du sagst, Buchhändler. Wir haben Anweisungen, jede verdächtige Aktivität zu melden." „Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg," sagte Lucien und lächelte breit. „In Paris werden Sie beschäftigt sein." Die Soldaten warfen ihm einen letzten Blick zu, bevor sie gingen. Sobald die Tür hinter ihnen zugefallen war, trat Céleste aus ihrem Versteck.
„Das war gefährlich," sagte sie, ihre Stimme leise, aber fest. „Ja," erwiderte Lucien, „aber nicht halb so gefährlich wie Ihre Idee, Ihr Leben und mein Geschäft aufs Spiel zu setzen."
Céleste trat näher, ihre Augen glühten vor Entschlossenheit. „Sie verstehen nicht. Dieses Manuskript enthält Informationen, die das Volk befreien könnten. Wenn es entdeckt wird, wäre das nicht nur mein Tod – sondern auch das Ende der Hoffnung für viele andere." Lucien betrachtete sie einen Moment lang schweigend. Dann nahm er das Manuskript und legte es in ein hohes Regal hinter einer Reihe alter, verstaubter Bücher. „Also gut," sagte er. „Aber wenn jemand fragt, gehört es einem Freund von mir, der es liebt, seine Gedichte zu verstecken."
Céleste atmete erleichtert aus. „Danke." „Nicht zu danken," sagte Lucien. „Ich bin sicher, die Garde wird mir danken, wenn sie mich zum Schafott schleppen." Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Ich habe das Gefühl, Sie sind besser im Überleben, als Sie zugeben." „Und ich habe das Gefühl, Sie sind besser im Lügen, als Sie scheinen," erwiderte er.
Céleste wandte sich zum Gehen, hielt aber an der Tür inne. „Ich werde wiederkommen," sagte sie. „Ich habe es befürchtet," murmelte Lucien, doch sie war bereits verschwunden.
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