icon 0
icon TOP UP
rightIcon
icon Reading History
rightIcon
icon Log out
rightIcon
icon Get the APP
rightIcon

Die neuesten Geschichtslügen

Chapter 4 Der aufgezwungene Krieg

Word Count: 3906    |    Released on: 06/12/2017

erkl?rte er bereits feierlich: ?Wir haben den Krieg nicht gewollt, er wird uns aufgezwungen[88]", die Phrase,

hnten sie alle ihnen nachtr?glich von Berlin übermittelten Vorschl?ge auf Einstellung oder auch nur Einschr?nkung ihres serbischen Krieges ab, komme, was da wolle, und daraus erkl?rt sich auch der bescheidene Ton, in dem Berlin diese Vorschl?ge Wien vortr?gt. Wien blieb den Abmachungen mit Berlin treu und hielt Berlin an der Stange fest. Berlin konnte nicht mehr zurück, selbst wenn es ernstlich gewollt h?tte. Es hat aber nicht gewollt. Denn was es gewollt hat, den serbischen Krieg ohne Weltkrieg, das war praktisch unm?glich, und Unm?gliches, Unerreichbares kann man ?m?chten", aber zurechnungsf?higer Weise nicht wollen[91]. Wenn einer etwa in ein Fenster hineinschie?t und einen sichtbar am Fenster sitzenden Mann erschie?t, wird er sich doch nicht nachher vor dem Richter darauf ausreden k?nnen, da? er nur das Fenster gemeint habe, nicht aber den Mann. Doch zu den Eigent

Krieg geführt haben. Dieser Anschauung des gesunden Menschenverstandes hat früher auch Herr v. Bethmann gehuldigt und sie bei einer sehr wichtigen und entscheidenden amtlichen Gelegenheit, als schon inoffizielle Nachrichten vom Beginn der russischen Mobilisierung in Berlin vorlagen und sogar ?sich h?uften", ausgesprochen, n?mlich in der Sitzung des preu?ischen Staatsministeriums vom 30. Juli 1914. ?Die Mobilisierung Ru?lands", sagte er, ?sei zwar erkl?rt, seine Mobilisierungsma?nahmen seien jedoch mit den westeurop?ischen nicht zu vergleichen. Die russischen Truppen k?nnten in diesem Mobilisierungszustande wochenlang stehen bleiben. Ru?land beabsichtige auch keinen Krieg, sondern sei zu seinen Ma?nahmen nur durch ?sterreich gezwungen[93]". Damals hoffte Herr v. Bethmann offenbar noch, da? er bis zum Kriegsa

ten vor der überreichung des Ultimatums in Belgrad offenbar keinerlei Versuche gemacht worden sind, ihn auf eine - - - Neutralit?t - - - festzulegen." Das schrieb Herr Dr. Helfferich im M?rz 1919, als ihn noch niemand mit amtlichen Akten der Zentralm?chte widerlegen konnte. Jetzt wissen wir aus dem ?sterreichischen

beschr?nkt sich übrigens seinerseits durchaus nicht auf sein Ressort. Er ergreift die Initiative, um auch ungefragt dem Ausw?rtigen Amt seine Meinung in politicis zu sagen, w?hrend der umgekehrte Fall, da? dieses eine Meinung in milit?rischen Dingen je ge?u?ert h?tte, nicht vorkommt. So überschickt er am 29. Juli dem Reichskanzler eine lange Abhandlung, welche den bezeichnenden Titel führt: ?Zur Beurteilung der politischen Lage", die mit der ?bis zur Schw?che gehenden Langmut ?sterreichs" gegenüber Serbien anf?ngt, sich über die ?Einmischung Ru?lands" beschwert, von den ?tiefgewurzelten Gefühlen der Bundestreue, einem der sch?nsten Züge des deutschen Gemütslebens" singt, um schlie?lich ?m?glichst bald Klarheit" darüber zu wünschen, ob es zum Krieg mit Ru?land und Frankreich kommt[100]. Am 2. August entwickelt Graf Moltke dem Ausw?rtigen Amt in peremptorischen Ausdrücken ein langes Programm über das, was dieses angesichts des Krieges in allen feindlichen und nichtfeindlichen L?ndern zu tun h?tte, z. B. ?Japan ist aufzufordern, die günstige Gelegenheit zu benutzen, um seine s?mtlichen Aspirationen im fernen Osten jetzt zu befriedigen, am besten unter kriegerischer Aktion gegen das im europ?ischen Kriege gefesselte Ru?land[101]". Graf Moltke scheint keine Ahnung von der politischen Stellung Japans zu haben, was ihn aber nicht hindert, darüber zu politisieren. Noch b

cher Generalstab sieht Krieg mit Frankreich mit gro?er Zuversicht entgegen, rechnet damit, Frankreich in vier Wochen niederwerfen zu k?nnen[107]." Am 2. August meldet Graf Lerchenfeld: ?Man kann heute sagen, da? bei dem bevorstehenden Krieg Deutschland und ?sterreich der ganzen Welt gegenüberstehen werden. Trotzdem ist die Stimmung der hiesigen milit?rischen Kreise eine absolut zuversichtliche[108]." Am 5. August berichtet Graf Lerchenfeld dem Grafen Hertling den folgenden Ausspruch des Grafen Moltke vom selben Tage: ?Man k?nne es als ein Glück betrachten, da? durch den Mord in Sarajevo die von den drei M?chten (Ru?land, England, Frankreich) angelegte Mine schon in einem Zeitpunkt aufgeflogen sei, in dem Ru?land nicht fertig und die franz?sische Armee sich in einem übergangszustand befinde. Gegen die drei vollkommen gerüsteten Staaten würde Deutschland einen schweren Stand gehabt haben[109]." Selbst ?sterreich

durchaus nur Günstiges über die mangelnde Kriegslust und die Friedensabsichten der Ententem?chte. Nach ihnen sind Ru?land, besonders aber auch England unabl?ssig bemüht, Vermittlungsvorschl?ge auszusinnen, die zwar immer wieder von den Zentralm?chten abgelehnt, von den Ententem?chten aber unverdrossen immer wieder durch andere ersetzt werden. Diese Vorschl?ge bilden den Hauptstoff der T?tigkeit der Diplomatie der Zentralm?chte in den kritischen zw?lf Tagen zwischen dem serbischen Ultimatum und dem Ausbruch des Weltkrieges. Sir Edward Grey ist darin besonders eifrig. Herr v. Bethmann hat das noch in seiner Reichstagsrede vom 3. August und in dem gleichzeitig erschienenen Wei?buch anerkannt. Um seinen Vorschl?gen mehr Nachdruck zu geben, macht Grey der deutschen Regierung die H?lle hei?, indem er ihr keinen Zweifel darüber l??t, da? der serbische Krieg ?sterreich-Ungarns einen gro?en europ?ischen Krieg zur notwendigen Folge haben werde, und indem er die Nachwirkungen dieses Krieges in den schw?rzesten Farben schildert, die damals noch als übertreibungen angesehen worden sein mochten, durch die Tatsachen aber leider vollst?ndig best?tigt worden sind. Um aus seinen und seiner Mitarbeiter zahlreichen ?u?erungen nur eine zu zitieren, sei seine Aussprache zum deutschen Botschafter unmittelbar nach Empfang des ?sterreichisch-ungarischen Ultimatums am 24. Juli erw?hnt: ?Die Gefahr eines europ?ischen Krieges sei, falls ?sterreich serbischen Boden betrete, in n?chste N?he ger

tsm?nner mit so viel Emphase berufen haben. Es ist also auf die Initiative h?herer russischer Offiziere aus der Umgebung des Zaren zurückzuführen, was allerdings die Aufrichtigkeit der deutschen Staatsm?nner verschwiegen hat, weil sonst die Emphase gelitten h?tte. Herr v. Bethmann ist in seinem Buche sogar kühn genug, es der ?eigensten Initiative" Wilhelms II. entspringen zu lassen[118] - wo doch die eigene Randbemerkung des Reichskanzlers auf dem erw?hnten Aktenstück das genaue Gegenteil bezeugt! Das erste Telegramm des deutschen Kaisers an den Zaren hat sich bekanntlich mit einem ?hnlichen Telegramm des Zaren gekreuzt. Man hat aber nichts davon geh?rt, da? Berliner Milit?rs aus der Umgebung des Kaisers dazu die Anregung gegeben h?tten. Als das Telegramm des Kaisers am 29. Juli in Petersburg ankommt, sagt der russische Generalmajor à la suite des Zaren, Trubetzkoi, zu Chelius: ?Gottlob, ein Telegramm Ihres Kaisers, aber ich fürchte, es ist zu sp?t." Chelius spricht dann mit Trubetzkoi über die bereits erfolgte russische Mobilisierung gegen ?sterreich-Ungarn und gewinnt dabei den Eindruck, da? Trubetzkoi ?im Grunde

ube, der Angriff auf die Neutralit?t Belgiens hat alles verdorben" usw.[122]. Und wie urteilt der ?sterreichisch-ungarische Botschafter in Petersburg, Graf Szapáry, über den russischen Minister des ?u?ern, Herrn Sasonow, der neben Grey der zweite der schwarzen M?nner war, die die Staatsm?nner der Zentralm?chte ihren V?lkern sp?ter als die Anstifter des Krieges denunzierten? Am 29. Juli berichtet Graf Szapáry nach einem Gespr?ch mit Sasonow: ?Meine Impression ging dahin, da? der Minister bei der vorherrschenden Unlust, mit uns in Konflikt zu geraten, sich an Strohhalme klammert, in der Hoffnung, doch noch der gegenw?rtigen Situation zu entkommen[123]." Das war schon nach der offiziellen Mobilisierung Ru?lands gegen ?sterreich-Ungarn. Am 30. Juli telegraphiert Graf Szapáry: ?Minister scheut den Krieg ebenso wie sein Kaiserlicher Herr[124]." Als ihm Graf Szapáry am 31. Juli die Meldung überbringt, da? Graf Berchtold sich endlich habe erweichen lassen und in die von Sasonow und Grey gewünschte Wiederaufnahme direkter Besprechungen mit ihm übe

gefallen ist, unter Vorantritt des Kaisers, jene Fabrikation von Geschichtslügen, die im Kriege durch eine weltumspannende geistige Propagandaarbeit fortgesetzt worden ist und mit dem Kriege noch lange nicht ihr Ende gefunden hat, im Gegenteil nach der Niederlage von den schuldigen Staatsm?nnern und Milit?rs mit vermehrtem Eifer fortgesetzt wird und die auch nach den Absichten ihrer Urheber kein Ende h?tten finden

Claim Your Bonus at the APP

Open