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Klingsors letzter Sommer

Chapter 2 No.2

Word Count: 7265    |    Released on: 06/12/2017

er sich nach dem Namen des Hauses um und las: Hotel Kontinental. War ihm dieser Name nicht bekannt? Nicht vorausgesagt worden? Ebenso wie Hotel Milano? Er ga

Schlendern und Sichvergessenk?nnen, dann w?re er Stunde um Stunde vor dem furchtbaren Gedankenzwang gestanden und w?re verzweifelt. So aber gelang es ihm, stundenlang in angenehmer Müdigkeit dahin zu veg

e und Kleine: ein Baum, ein Stück Ufer, ein Haus in sch?nen heitern Farben, eine Gartenmauer, ein schmales Weizenfeld unter Reben stehend, klein und gepflegt wie ein Hausgarten. Dies alles war lieb und freu

zerfallend, fast alle von Kindern mit Feldblumen geschmückt, überall an den Wegen zu Ehren von Heiligen standen, schienen ihm denselben Sinn zu haben und vom selben Geist zu stammen wie die vielen kleinen Tempel und Heiligtümer der Alten, die in jedem Hain, Quell und Berg eine Gottheit verehrten und deren heitere Fr?mmigkeit nach Brot und Wein und Gesundheit duftete. Er kehrte in die Stadt zurück, lief unter hallenden Arkaden, ermüdete sich auf rauhem Steinpflaster, blickte neugierig in offene L?den und Werkst?tten, kaufte itali

en Strümpfen lief eine Frau vorbei, ein M?dchen, kr?ftig und taktfest, sehr aufrecht und herausfordernd, elegant, hochmütig, ein kühles Gesicht mit geschminkter Lippenr?te und einem hohen di

chuh, ihr so sehr elastischer und sicherer Gang, ihr straffes Bein im dünnen Seidenstrumpf ihn einen Augenblick gefesselt und beglückt hatte. Ausgel?scht war das Rauschen ihres Kleides und der dünne Wohlgeruch, der an ihr Haar und an ihre Haut erinnerte. Weggeworfen und zerstampft war der sch?ne holde Hauch von Geschlecht und Liebesm?glichkeit, der ihn von ihr gestreift hatte. Statt dessen kamen viele Erinnerungen. Wie oft ha

t werden und sich in seinen Kleidern, seinem Hut, seinen Schuhen, seinem Gesicht, Haar und Bart unzul?nglich und minderwertig vorkommen! Hole sie der Teufel! Schon dies gelbe Haar! Es war falsch, es gab nirgends in der Welt so gelbe Haare. Geschminkt war sie

a keiner mehr, ich geh?re gerade so wie diese Gelbe zu einer Welt, die nicht mehr meine frühere und nicht mehr die anst?ndige ist, in eine Welt, wo anst?ndig oder unanst?ndig nichts mehr bedeutet, wo jeder für sich das schwere Leben zu leben sucht. Einen Augenblick lang empfand er, da? seine Verachtung für die Gelbe ebenso oberfl?chlich und unaufrichtig war wie seine einstige Emp?rung über den Schul

ngst vor dem Tier oder Teufel, den er in sich entdecken konnte, wenn er einmal die Fesseln und Verkleidungen seiner Sitte und Bürgerlichkeit abwürfe. Blitzhaft zuckte etwas wie Lachen, wie Hohnlachen in ihm auf, das aber alsbald wieder schwieg. Es siegte wieder das Mi?gefühl. Es war unheimlich, wie jedes Erwachen, jede Erregung, jeder Gedanke ihn immer wieder unfehlbar dorthin traf, wo er schwach und nu

ie Sorgen ertr?glich geworden. Und auch wenn er allein gewesen war, war es keine Einsamkeit gewesen. Er hatte die Meinungen, die ?ngste, die Freuden, die Tr?stungen vieler geteilt, einer ganzen Welt. Stets war um ihn her und bis in ihn hinein Gemeinsamkeit gewesen, und auch noch im Alleinsein, im Leid und in der Resignation hatte er stets einer Schar und Menge angeh?rt, einem schützenden Verband, der Welt der Anst?ndigen, Ordentlichen und Braven.

s Blut zuführte. Er sah sich auf einem Auto sitzen und es steuern, das war ein Traum, den er einmal getr?umt hatte. In jenem Traumgefühl, da er den Lenker hinabgesto?en und sich selber der Steuerung bem?chtigt hatte, war etwas wie Befreiung und Triumph gewesen. Es gab da einen Trost, irgendwo, schwer zu finden. Aber es gab einen. Es gab, und sei es auch nur in der P

l verflucht und geha?t hatte. Jetzt hie? er nicht mehr so. War das nicht von Bedeutung - ein Gleichn

nd Wahnsinn. Es gab ein Denken, das wühlte schmerzvoll im Unab?nderlichen und führte zu nichts als Ekel, Angst und Lebensüberdru?. Ein anderes Denken war es, das man suchen und lernen mu?te. War es überhaupt ein Denken? Es war ein Zustand, eine innere Verfassung, die immer nur Augenblicke dauerte und durch angestrengtes Denkenwollen nur zerst?rt wurde. In diesem h?chst wünschenswerten Zustand hatte man Einf?lle, Erinnerungen, Visionen, Phantasien, Einsichten von besonderer Art. Der Gedanke (oder Traum) vom Automo

en, Anklagen wurde? Wie kam das? Ging das andern auch so? Warum hatte die Gestalt, der Gang, das Bein, der Schuh und Strumpf der Gelben ihn einen winzigen Moment entzückt? Warum hatte dann ihr kühl abw?gender Blick ihn so sehr ernüchtert? Warum hatte dieser fatale Blick ihn nicht blo? ernüchtert und aus der kurzen erotischen Bezauberung geweckt, sondern ihn auch beleidigt, emp?rt und vor sich selbst entwertet? Warum hatte er gegen diesen Blick lauter Worte und Erinnerungen ins Feld geführt, welche seiner einstigen Welt angeh?rten, Worte die keinen Sinn mehr hatten, Gründe an die er nicht mehr glaubte? Er hatte Urteile seiner Frau, Worte seiner Kollegen, Gedanken und Meinungen seines einstigen Ich, des nicht mehr vorhandenen Bürgers und Beamten Klein, gegen jene

e Stimme sprach die Wahrheit, und Wahrheit war Wohltat, Heilung, Zuflucht. Diese Stimme entstand, wenn man im Herzen mit dem Schicksal einig war und sich

an nur mit halbem Blick im Vorbeihuschen sehen kann und das verschwindet, wenn man den vollen Blick darauf richtet?

, so begreifen wir oft nicht, wie wir haben dieses tun, oder jenes unterlassen k?nnen; so da? es aussieht, als h?tte eine fremde Macht unsre Schritte gelenkt. Goethe sagt im Egmont: Es glaubt der Mensch sein Leben zu leiten, sich selbst zu führen; und sein Innerstes wird unwiderstehlich nach seinem Schicksal gezogen." - Stand da nicht et

unde oder mehr geschlafen, dachte er, und trat vor den Spiegelschrank, um sein Haar zu bürsten. Es war ihm seltsam frei und wohl zumute, und im Spiegel sah er sich l?cheln! Sein bleiches, überanstre

r nicht eben erst gegessen? Einerlei, er hatte gro?e Lust, es sofort wieder z

tiglione fahren?" fragte ihn der Kellner beim

- Castiglione? Davon hatte er schon sprechen h?ren. Es war ein Vergnügungsort mit eine

r ihm stand, eine kleine wei?e Rose und steckte sie an. Von einem Nebentische her streifte ih

nmal die sü?e Wirklichkeit des Südens gespürt hatte. Aber es zog ihn auch zum Park, an das schattig überlaubte stille Wasser, zu den seltsamen B?umen, und wenn er die Dame mit dem gelben Haar wieder angetroffen h?tte

gen vor die L?den, viele. Kinder trieben sich noch herum und rannten bei ihren Spielen zwischen den kleinen Tischen der Kaffees herum, an denen mitten auf der Stra?e Kaffee und Limonaden getrunken wurden. Ein Marienbild in einer Wandn

aumfinsternis fremd und schon voll Nacht und Schlaf. Er blickte lang hinein. Dann l?chelte er, und es wurde ihm nun erst der heimlich

ewissen Erstaunen, da? der Artikel eine heftige, erbitterte Schm?hung seines Volkes und Vaterlandes war. Wie seltsam, dachte er, das alles gibt es noch! Die Italiener schrieben über sein Volk, genau so wie die heimischen Zeitungen es immer über Italien getan hatten, genau so richtend, genau so emp?rt, genau so unfehlbar vom eigenen Recht und fremden

eltdach, von welchem alle die zahllosen vielfarbigen Lampen niederhingen. Viele halbbesetzte Gartentische füllten den lustigen Saal; im Hintergrunde silbern, grün und rosa in grellen Farben glitzerte überhell eine schmale erh?hte Bühne. Unter der Rampe sa?en Musikanten, ein kleines Orchester.

das aus so vielen buntfarbigen ged?mpften Lampen niederrinnende Licht vers?hnte ihn alsbald, es hing wie ein Zauberschleier über dem offenen Saal. Zart und innig glühte die kleine Musik herüber, gemischt mit dem Duft der vielen Rosen. Die Menschen sa?en heiter und geschmückt in ged?mpfter Fr?hlichke

e sein Lied und schien zufrieden, da? er gehen konnte. An den vordersten Tischen klatschten zwei, drei Menschen mit den H?nden. Der S?nger trat ab und erschien bald darauf durch den Garten im Saa

gingen ohne Hut und Mantel hinaus. Auch der Tisch beim Orchester leerte sich, die Gelbe lief mit den andern hi

ging hinüber. Er grü?te den

, was dies Klingeln b

sagte der

nd all die Le

Stunde Pause, und so lange kann

nicht, da? auch hier

ur für Kinder, h?chster

ke s

ch umgedreht. Da fiel ihm ein, er k?nnte den

chüchternheit, irgendein Wahn, eine Hemmung. Eine leise Welle von Unmut stieg in ihm auf, eine dünne Wolke. Schwere war wieder im Anzug, jetzt war er wieder

ng verlangte, st?rte i

icht warten,

Herr wolle gehen. Mir ersetzt es

Trinkgeld, a

, kühl, ohne Erkennen. Er sah ihr Gesicht hell beleuchtet, ein ruhiges und kluges Gesicht, fest und bla?, ein wenig blasiert, der geschminkte Mund blutrot, graue Augen voll Wachsamkeit, ein sch?n

hung fürchten. Es war die alte, anerzogene und ein Leben lang gepflegte Scheu vor dem, was er als dirnenhaft empfand, vor dem bewu?ten Sichzeigen des Sch?nen, vor dem offenen Erinnern an Geschlecht und Liebeskampf. Er spürte wohl, da? der

umgestellt und ein freier Raum in der Mitte gesch

einen auf der wei?en und perlfarbigen Frauenbrust. Vielleicht war schon bald, bald der Punkt erreicht, wo das Leben nicht mehr auszuhalten war. Und er hing doch am Leben, sonderbar genug. Ja, tat er das? W?re er denn sonst hier? H?tte er seine Frau verlassen, h?tte er die Schiffe hinter sich verbrannt, h?tte er diesen ganzen b?

ser Veranstaltung und Lustbarkeit waren. Er blickte best?ndig zu ihnen hinüber. Zwischen ihnen und den Stammg?sten dieses Gartens bestand Vertraulichkeit, auch die Leute vom Orchester kannte

konnte es nicht sagen. Sch?n war ohne Zweifel ihr Wuchs und ihr Gang, sogar ungew?hnlich sch?n, ihre Haltung beim Sitzen und die Bewegungen ihrer sehr gepflegten H?nde. An ihrem Gesicht und Blick aber besch?ftigte und irritierte ihn die stille Kühle, die Sicherheit und Ruhe der Miene, das fast maskenhaft Starre. Sie sah aus wie ein Mensch, der seinen eigenen Himmel und seine eigene H?l

gte, da? er sie beobachten, sie studieren, sie fürchten, sich über sie ?rge

e sie ihn nach dem Süden gezogen hatte? Ein eingeborener Trieb, eine Schicksalslinie, ein

em schwarzen Haar und glattem Gesicht h?rte er sie sagen: ?Ich m?chte noch einmal richtig spielen, nicht hier, nicht um Pralinés, drüben in Castiglione oder in Monte Carlo

r, auf Posten stehend, einen kurzen Sp?herblick in ihre Seele werfen k?nnen. Sie hatte Wünsche. Sie wurde von Verlangen gequ?lt nach etwas, was erregend und gef?hrlich war,

e Empfindung, da? alles, was er tat, h?rte, sah und dachte, voll von Beziehung und Notwendigkeit war, da? ein Führer

icher und angstlos auf dem Seil gehen konnten. Und einer hatte gesagt: ?Wenn du auf dem Stubenboden einen Kreidestrich ziehst, ist es grade so schwer, genau auf diesem Kreidestrich vorw?rtszugehen, wie auf dem dünnsten Seil. Und doch tut man es ruhig, weil keine Gefahr dabei ist. Wenn du dir vorstellst, es se

n kamen. In sich innen trug man alles, worauf es ankam, von au?en konnte niemand einem helfen. Mit sich selbst nicht im Krieg liegen,

e Gelbe herüber und sah ihn an. Ihr Blick verweilte nicht lang, aber er las aufmerksam in seinem Gesicht, und als er es fühlte und ihr entgegenblickte, spürte er etwas wie Achtung, etwas wie Teilnahme und auch etwas wie Verwandtschaft. Diesmal tat ihr

war nichts abzubitten. Was er B?ses und T?richtes über sie gedacht, gegen sie gefühlt h

an. Aber die Bühne blieb leer und dunkel, statt auf sie waren die Blicke der G?ste nach

he und freundliche Dinge. Leicht und zart lagen ihre H?nde ineinander, willig und froh taten ihre Knie, ihre Arme, ihre Fü?e und Leiber die zartkr?ftige Arbeit. Ihr Tanz drückte Glück und Freude aus, Sch?nheit, Luxus, gute Lebensart und Lebenskunst. Er drückte auch Liebe und Geschlechtlichkeit aus, aber nicht wild und glühend, sondern eine Liebe voll Selbstverst?ndlichkeit, Naivit?t und Anmut. Sie tanzten den reichen Leuten, den Kurg?sten das Sch?ne vor, das in deren Leben lag und das diese selber nicht ausdrücken und ohne eine solche Hilfe nicht einmal empfinden konnten. Diese bezahlten, geschulten T?nzer dienten der guten Gesellschaft zu einem Ersatz. Sie, die selber nicht so gut und geschmeidig tanzten, die angenehme Spielerei ihres Lebens nicht recht genie?en konnten, lie

erw?rmendes L?cheln. Gradaus vor sich hinblickend, l?chelte sie wie erwachend, so als sei sie, die Kühle, erst nun durch den Tanz zum vollen Leben erw?rmt worden. Auch der T?nzer l?chelte, und auch das zweite Paar l?chelte, und auf allen vier Gesichtern war es wunderhübsch, obwohl es wie ma

he jemand leise rufen. Er dachte daran, da? er dies wun

gern noch in Schulterh?he hielt, und sah den Zauber auf ihrem Gesicht nachleuchten und langsam schwinden. Es wurde ha

en Partner. Es war ein freier Phantasietanz, eine kleine komplizierte Dichtung, beinahe schon eine Pantomime, die jeder T?nzer fü

gen der Musik, da? es still in der Halle wurde und alle hingegeben auf sie schauten. Der Tanz endete mit einem heftigen Wirbel, wobe

nur von wenigen Glücklichen so einfach, stark und unverbogen erlebt werden: die Freude des gesunden Menschen an sich selber, die Steigerung dieser Freude in der Liebe zum andern, das gl?ubige Einverstandensein mit der eigenen Natur, die vertrauensvolle Hingabe an die Wünsche, Tr?ume und Spiele

Tunnel, und jenseits lag in Sonne und Wind grün und strahlend das Verlorene, die Jugend, das starke einfache Fühlen, die gl?ubig

Und als habe er sie gerufen, blickte sie ihn pl?tzlich innig an, noch nicht erwacht, die Seele noch voll Glück, das sü?e L?cheln

und hielt sie einen Augenblick fest, ohne stehenzubleiben. Er folgte ihr. Am Tisch der Künstler wurde ihm Platz g

e blühenden Rosenst?mme, dunkle volle Kugeln, abgezeichnet, hier und da von Leuchtk?fern überflogen. Seine Gedanken ruhten, es gab nichts zu denk

esina die Hand

gesehen zu haben. Ich bin morgen dort, um die gleiche Zeit. Ich bin jetzt müde un

vorüberlief, hi

der Herr w

eiter, zum St?dtchen und den Vororten hinaus, bis die B?nke am Ufer und die Anlagen ein Ende nahmen. Da setzte er sich auf die Ufermauer und sang vor sich hin, ohne Stim

Nachtportier ?ff

?t," sagte Klein, und

h nicht der Letzte. Das Motorboot von

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