Mein Weg als Deutscher und Jude
nicht erdrückt zu werden, flüchtete ich mich gern in die Vorstellung, da? der Weltgeist für mich im
genzusetzen, schweigenden Trotz, schweigendes Anderssein. Zwei Freunde halfen mir, jeder i
tes. M?glich, da? der Freund mit mir von mir hingerissen wurde; er war weich, sentimental, eitel auf seine Sch?nheit; mir war er eine Zeitlang Idol. Wie ich zum Kaufmann bestimmt, wollte er Schauspieler werden, und da ich den künftigen Garrick der deutschen Bühne in ihm erblickte, war die Trag?die unser eigentliches Feld. Der Ehrgeiz erwachte in mir, meinem bewunderten Garrick ein Shakespeare zu werden, und ich ging selbst an die Verfertigung von Trauerspielen. Ich kannte keine Richtung oder Schule; es war Sturm und Drang in mir, aus mir, Pathos und überschwang aus eigenen Quellen, erfundene Welt voll Mord, Blutdurst, Raserei; und der Freund glaubte. In seinen Augen hatte ich schon die Unsterblichkeit erla
Im Wachstum zurückgeblieben, zwerghaft klein, war ihm der durchdringendste jüdische Verstand gegeben, eine F?higkeit, die Schw?chen und Bl??en der Menschen wahrzunehmen und zu gei?eln, die mich ihn fürchten lie?. Meine dicht
er zerpflückte mir Wort und Leistung, verd?chtigte das Bestreben sogar, und doch war ihm zu gefallen, von ihm gebilligt zu werden mein schmerzliches Bemühen. Nicht blo?, da? er Mi?trauen in meiner Umgebung s?te, rief er auch Schwanken in mir selbst hervor, und eingeschüchtert von seiner Beredsamkeit und Argumentierungskunst, d
rauen, fiebernd, berauscht, entselbstet vor meinen Manuskripten. Da? ich da lauter leeres Stroh drosch, ist nicht zu bezweifeln, aber es handelt sich in solchen Epochen der Entwicklung weniger um Qualit?t als um Intensit?t. Die Folgen waren h?usliche Auseinandersetzungen, Vorwürfe der Undankbarkeit, Besserungsversuche, Strafmandate, Predigten, Hohn. Da? in meinem abirrenden Treiben irgend Vernunft und Zukunft liegen k?nne, von der M?glichkeit
i oberfl?chlichem Urteil bedünken, als h?tte der Typus an Positivit?t des Geistes gewonnen, was er an Gutmütigkeit und Schliff verloren hat. Aber das ist nur Schein. Zieht man die Hülle weg, so steht ein Leugner da, jetzt wie vordem, ein Entg?tterter, ein Opportunist aus still nagender Verzweiflung, deren Wesen ihm freilich selber unbekannt ist. Seltsam, mit der n?mlichen Rückhaltlosigkeit wie an den jungen
sen wandte ich mich, bezaubert von der neuen Aussicht, an meinen Freund in München, schilderte ihm, wie die Dinge lagen, schrieb vorgreifend, da? ich m?glicherweise auf die Unterstützung meines Verwandten z?hlen k?nne und fragte, ob er mich aufnehmen, ob er mir beistehen, mich zum Examen vorbereiten würde. Die Antwort war über Erwarten herzlich und ermunternd; da
eute mit ausgelassenen Sp??en, lustigen Geschichten und unbedenklichen Hanswurstiaden in fortw?hrendem schallenden Gel?chter, in das auch die Schaffner einfielen. Alle die lachenden, feuchten Augen waren gespannt, dankbar-entzückt auf mich gerichtet, und ich erinnere mich noch eines mageren alten Bauern, der vor Lachen f?rmlich weinte, und einer Frau mit einem Korb, die mir von Zeit zu Zeit ?pfel zusteckte und meine Hand t?tsc
n den er mich bisweilen brachte, galt ich als traurig-komische Person, Wildling, armer Teufel, nach studentischen Begriffen unebenbürtig, Gegenstand der Geringsch?tzung auch insofern, als ich nicht zu trinken imstande war, und binnen kurzem sah ich mich in einer viel übleren Lage als vor der Flucht aus dem Hause des Onkels. Unter dem Schein der Obsorge und Voraussicht beging mein Freund die Verr?terei, vor seiner Reise in die Ferien an meinen Onkel zu schreiben, da? ich es mit den neuen Aufgaben nicht ernst nehme, und da? er infolgedessen meinem Tun und Treiben nicht l?nger Vorschub leisten wollte; die akademische Laufbahn sei mir nach seiner überzeugung verschlossen. Darauf wurde die Geldunterstützung, die ich bis dahin bezogen, eingestellt, und ich befand mich im Zustand der Hilflosigkeit und Verlassenheit, die noch um das Gefühl des Zweifels an der Zukunft vermeh