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Peter Camenzind

Peter Camenzind

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Chapter 1 No.1

Word Count: 7183    |    Released on: 06/12/2017

der Inder, Griechen und Germanen dichtete und nach Ausdru

le so leer und still und wartend lag, schrieben die Geister des Sees und der Berge ihre sch?nen kühnen Taten auf sie. Die starren W?nde und Flühen sprachen trotzig und ehrfürchtig von Zeiten, deren S?hne sie sind und deren Wundmale sie tragen. Sie sprachen von damals, da die Erde barst und sich bog und aus ihrem gequ?lten Leibe in st?hnender Werdenot Gipfel und Grate hervortrieb. Felsberge dr?ngten sich brüllend und krachend empor, bis sie zi

ht um Schicht geknickt, verbogen, geborsten, jede voll von klaffenden Wunden. ?Wir haben Schauerliches gelitten," sa

ihren Flanken rissen. Sie standen mit trotzig gestemmten Wurzeln in diesen N?chten, finster, atemlos und verbissen, streckten dem Sturm die zerspaltenen Wetterw?nde und H?rner entgegen und spannten alle Kraft i

on ihnen sein abgesondertes Leben führen, seine besondere Form und Krone bilden und seinen eigenartigen Schatten werfen. Sie schienen mir, als Einsiedler und K?mpfer, den Bergen n?her verwandt, denn jeder von ihnen, zumal die h?her am Berge stehenden, hatte seinen stillen, z?hen Kampf um Bestand und Wachstum, mit Wind, Wetter und Gestein. Jeder hatte seine Last zu tragen und sich festzuklammer

ten am wenigsten. Daher lernte ich die Menschen gleich B?umen oder Felsen anschauen, mir Gedanken

al ein Stück am Dach, und mancher halbe Balken und manche Latte, die früher einmal etwa zur Stubenwand geh?rt haben, findet man jetzt als Sparren im Dach und wenn sie auch dazu nimmer dienen und doch noch zu gut zum Verbrennen sind, so kommen sie das n?chste mal beim Flicken des Stalls oder Heubodens oder als Querlatte an der Haustüre zur Verwendung. ?hnlich ist es mit den darin Wohnenden selber; jeder spielt so lang er kann seine Rolle mit, tritt dann z?gernd in den Kreis der Unbrauchbaren

steht auf den Kirchhofkreuzen, prangt an den H?usern in ?lfarbe oder in derber Schnitzarbeit und ist auf den Wagen des Fuhrhalters, auf den Stalleimern und auf den Seebooten zu lesen. Auch über meines Vaters Haustür stand gemalt: ?Dieses Haus haben gebauen Jost und Franziska Camenzind

?ter Bedrücktheit darüber. Das Abh?ngigsein von den Naturm?chten und die Kümmerlichkeit eines arbeitsvollen Daseins hatten im Verlauf der Zeiten unsrem ohnehin alternden Geschlecht eine Neigung zum Tiefsinn eingegeben, der zu den scharfen, schroffen Gesichtern zwar nicht übel pa?te, sonst aber keinerlei Früchte zeitigte, wenigstens keine erfreulichen. Eben darum war man froh an den paar Narren, welche zwar noch still und ernsthaft genug waren, aber doch einige Farbe und einige Gelegenheit zu Gel?chter und Spott hereinbrachten. Wenn einer von ihnen durch einen neuen Streich von sich reden machte, ging ein frohes Wetterleuchten über die

aftes Gefühl für das Tragikomische seiner eigenen Unternehmungen hatte, war gewi? ein Vorzug, wurde ihm aber als l?cherliche Sonderbarkeit angeschrieben, kraft welcher man ihn zu den unbesoldeten Hanswürsten der Gemeinde z?hlte. Meines Vaters Verh?ltnis zu ihm war ein dauerndes hin und her zwischen Bewunderung und Verachtung. Jedes neue Projekt seines Schwagers versetzte ihn in eine gewaltige Neugierde und Aufregung, die er vergebens hinter lauernd

ganze Dorf stand auf unserem Kiesplatz und in den G?rtchen und wohnte dem unerh?rten Spektakel bei. Seeabw?rts blies ein flotter Ostwind. Zu Anfang mu?te der Beck rudern, bis das Boot in die Bise geriet, sein Segel bl?hte und stolz davonjagte. Wir sahen es bewundernd um den n?chsten Bergvorsprung entschwinden und richteten uns darauf ein, den schlauen Oheim bei seiner Heimkehr als Sieger zu begrü?en und uns unserer h?hnischen Aftergedanken zu sch?men. Als jedoch in der Nacht das Boot zurückkehrte, hatte es kein Segel mehr, die Schiffer waren mehr tot als lebendig und der B?ckerssohn hustete und meinte: ?Ihr seid um ein Hauptvergnügen gekommen, leichtlich h?tte es auf den Sonntag zwei Leichenschm?use geben k?nnen." Mein Vater mu?te zwei neue Planken in den Nachen basteln, und seither hat sich nie wieder ein Segel in der blauen Fl?che gespiegelt. Dem Kon

brause, das der ?lpler mit Zittern und Entsetzen h?rt und na

er Brandung wie ein Meer ans Ufer. Zugleich rückt die ganze Landschaft ?ngstlich nah zusammen. Auf Gipfeln, die sonst in entrückter Ferne brüteten, kann man jetzt die Felsen z?hlen und von D?rfern, die sonst nur als braune Flecken im Weiten lagen, unterscheidet man jetzt D?cher, Giebel und Fenster. Alles rückt zusammen, Berge, Matten und H?user, wie eine furchtsame Herde. Und dann beginnt das g

die z?hen alten F?hren mit rauhen H?nden bog und zum Seufzen brachte. Sp?ter vertiefte ich meine Liebe und begrü?te nun im F?hn den sü?en, sch?nen, allzureichen Süden, welchem immer wieder Str?me von Lust, W?rme und Sch?nheit entquellen, um sich an den Bergen zu zersprengen und endlich im flachen, kühlen Norden ermüdet zu verbluten. Es gibt nichts Seltsameres und K?stlicheres als das sü?e F?hnfiebe

te. Dann recken sich berghinan auf allen Seiten die beblümten gelblichen Matten, rein und selig stehen die Sch

ndheit vernommen hat, dem t?nt sie sein Leben lang nach, sü? und stark und furchtbar, und ihrem Bann entflieht er nie. Wenn einer in den Bergen heimisch ist, der kann jahrelang Philosophie oder historia natu

, an denen dies geschah, sind mir fest im Ged?chtnis geblieben. Es waren warme Nachmittage im Vorsommer, über dem G?rtchen taumelten die schwefelgelben Citronenfalter in der Sonne, der See war ?lglatt, blau und still und leise schillernd, die Berggipfel dünn umdünstet, und auf dem kleinen Kiesplatz roch es gewaltig nach Pech und ?lfarbe. Auch nachher duftete der Nachen noch den ganzen Sommer hindurch nach Teer. So oft ich, viele Jahre sp?ter, irgendwo am Meere den eigentümlich aus Wassergeruch und Teerbrodem gemischten Duft in die Nase bekam, trat mir sogleich unser Seepl?tzlein vor's Auge, und

er Geschrei meinerseits dargebracht, als schuldiger Tribut an eine geheimnisvolle Macht. Immer wenn ich in sp?teren Jahren einmal vom ?blinden Schicksal" reden h?rte, fielen diese mysteri?sen Szenen mir wieder ein und schienen mir eine überaus plastische Darstellung jenes Begriffs zu sein. Ohne es zu wissen, befolgte mein guter Vater dabei die schlichte P?dagogik, die das Leben selbst an uns zu üben pflegt, indem es uns hie und da aus heiteren Lüften ein Donnerwetter sendet, wobei es uns überlassen bleibt nachzusinnen, durch was für Missetaten wir eigentlich die oberen M?chte herausgefordert haben. Leider stellte dies Nachsinnen bei mir sich nie oder nur selten ein, vielmehr nahm ich jene ratenweise Züchtigung ohne die wünschenswerte Selbstprüfung gelassen oder auch trotzig hin und freute mich an

nge Zeit lieber und bekannter als irgend Menschen und Menschenschicksale. Meine Lieblinge aber,

weben silbern in dünner Schicht, sie segeln lachend wei? mit goldenem Rand, sie stehen rastend in gelben, roten und bl?ulichen Farben. Sie schleichen finster und langsam wie M?rder, sie jagen sausend kopfüber wie rasende Reiter, sie h?ngen traurig und tr?umend in bleichen H?hen wie schwermütige Einsiedler. Sie haben die Formen von seligen Inseln und die Formen von segnenden Engeln, sie gleichen drohenden H?nden, flatternden Segeln, wandernden Kranichen.

, schwebend zwischen Zeit und Ewigkeit. Von Kinderzeiten her sind sie mir liebe Freundinnen und Schwestern gewesen. Ich kann nicht über die Gasse gehen, so nicken wir einander zu, grü?en uns und verweilen ein

h gierend am Berg empor und überf?llt sie pl?tzlich wütend und tosend. Sie wirft der sch?nen Prinzessin zerfetzte schwarze Wolkenlappen entgegen, h?hnt sie, krakehlt sie an, m?chte sie verjagen. Eine Weile ist die Prinzessin unruhig, wartet, duldet, und manchmal steigt sie kopfschüttelnd, leise und h?hnisch wieder in ihre H?he zurück. Manchmal aber sammelt

eele und Triumph der Sch?nheit, das mich entzückte un

etscher, scheu?liche Mur?nen, und über allem wie ein Glocke hoch und rund der Himmel. Wenn einer zehn Jahre lang zwischen Berg und See geklemmt gelebt hat und rings von nahen H?hen eng umdr?ngt war, dann vergi?t er den Tag nicht, an dem zum erstenmal ein gro?er, breiter Himmel über ihm und vor ihm ein unbegrenzter Horizont lag. Schon beim Aufstieg war ich erstaunt, die mir von unten her wohlbekan

e geschehen konnten, von denen auch nicht die leiseste Kunde je in unser abgetrenntes Bergloch kam. Zugleich aber zitterte etwas in mir gleich dem Zeiger des Kompasses mit unbew

em ersten gro?en Staunen fertig war, brüllte vor Lust und Erregung laut wie ein Stier in die klaren Lüfte hinaus. Das war mein erstes, unartikuliertes Lied an die Sch?nheit. Ic

ert, das war mir der liebste Platz in der Welt. Das Dorf war von dort aus unsichtbar und auch vom See war nur über Felsen weg ein schmaler, blanker Streifen zu erblicken, dafür brannten die Blumen in lachend frischen Farben, der blaue Himmel lag wie ein Zeltdach auf den spitzigen Schneegipfeln und neben dem feinen Gel?ut der Ziegenglocken t?nte ununterbrochen der nicht weit entfernte Wasserfall. Dort lag ich in der W?rme, staunte den wei?en W?lklein nach und jode

Torheit ungeschehen geblieben. Ich h?tte vermutlich irgend eine Base geheiratet oder l?ge vielleicht auch irgendwo beiseit ins Gletscherw

ir ihn dort abzusagen. Das tat ich indessen nicht, sondern entlehnte beim Nachbar Papier und Feder und schrieb

da? er mich bei ihm lernen lasse. Der Oheim Konrad war dazumal gerade wieder in Gunst und wurde befragt. Natürlich war er sofort dafür entflammt, da? ich lernen und sp?ter studieren und ein Gelehrter und Herr w

che allein tats auch nicht. Mein Vater h?tte mich zum Bauer gemacht, wenn ich auch die ganzen viri illustres vorw?rts und rückw?rts auswendig gekonnt h?tte. Aber der kluge Mann hatte mir auf den Grund meines Wesens gesehen, wo als Schwerpunkt und Kardinaluntu

hrem Manne. Er war mittelgro?, hatte dünne und fast zarte Glieder und einen hartn?ckigen, schlauen Kopf mit einem Gesicht, das von heller Farbe und ganz voll von kleinen, ungemein beweglichen Falten war. Dazu kam eine kurze, senkrechte Stirnfalte. Sie verdunkelte sich, so oft er die Brauen bewegte, und gab ihm ein gr?mlich leidendes Aussehen; es schien dann, als versuche er sich auf etwas s

t viel und mit überlegung zu trinken. Letzteres zeigte sich aber an mir in jenem zarten Alter noch nicht. ?u?erlich hab ich vom Vater die Augen und den Mund, von der Mutter den schweren, dauerhaften Gang und K?rperbau und die z?he Muskelkraft. Vom Vater und von unserer Rasse überhaupt bekam ich ins

wingen, zehn Stunden marschieren oder rudern und n?tigenfalls einen Mann freih?ndig erschlagen, zum Lebenskünstler aber fehlt mir heute noch so viel wie damals. Der frühe einseitige Umgang mit der Erde und ihren Pflanzen und Tieren hatte wenig soziale F?higkeiten in mir aufkommen lassen und noch jetzt sind meine Tr?ume ein merkwürdiger Bew

um erzogen und war zum Philologen bestimmt. Niemand wei?, warum. Es gib

frecher Zukunftstr?ume, Stunden voll ehrfürchtiger Anbetung der Wissenschaft. Zwischenein trat auch hier meine

Einsp?nner und wirst dir noch einmal den harten Sch?del einrennen." Ich betr

ure, da? es kein niedrigeres Zeugnis gibt als Null. Ich sch?tze deine heutige Leistung auf mi

guter Schüler, aber du wirst trotzdem einmal ein guter Historiker wer

lle Lehrer einig waren, kam ich doch vorw?rts und hatte meinen Platz über der Mitte. Da? die Schule und die Schulwissenschaft ein unzul?ngliches Stückwerk war, merkte ich wohl; aber ich wartete auf sp?ter. Hinter diesen Vorbereitungen und S

eine andere Sehnsucht in mir. Ic

. Ich war auf jeden Spie?bürger eifersüchtig, den er grü?te, und auf jedes Haus, in das ich ihn eintreten oder aus dem ich ihn kommen sah. Aber ich war zwei Klassen hinter ihm zurück und er fühlte sich vermutlich der seinigen schon überlegen. Es ist nie ein Wort zwischen uns gewechselt worden. Statt seiner schlo? sich ohne mein Zutun ein kleiner, kr?nklicher Knabe an mich an.

g?nnerhaft gegen mich. Immerhin hatte ich nun einen Freund. Ich suchte ihn in seinem Stüblein auf, las ein paar Bücher mit ihm, machte ihm die griechischen Aufgaben und lie? mir dafür im Rechnen helfen. Auch gingen wir ma

rer nachgemacht, nun rief er: ?Ratet wer das ist!" und begann laut ein paar Homerverse zu lesen. Dabei kopierte er mich sehr getreu, meine verlegene Haltung, mein ?ngstliches Lesen, meine oberl?ndisc

ch brachte meine ganze Entrüstung, Scham und Wut in einer einzigen, riesigen Ohrfeige pr?gnant zum Ausdruck. Gleich darauf begann die Le

ich so zug

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n. Da ich aber kein Stoiker noch Heiliger, sondern ein Schulbub war, streckte ich nach erlitte

h nicht? Was so

einer Kerl ist und da? ich ihn veracht

ne Freund verbringen müssen. Aber ob auch meine Anschauung des Lebens und der Menschen seither sich einige mal ver?ndert

mein Leben lang immer nur in sehr sch?ne Frauenbilder verliebt war. Was ich um sie und um andere litt, erz?hle

, die mich st?rker als andere anfa?te, so da? ich Freude an traurigen Vorstellungen, an Todesgedanken und an pessimistischen Ideen hatte. Natürlich fand sich auch der Kamerad, der mir Heines Buch der Lieder in einer billigen Ausgabe zu lesen gab. Es war eigentlich kein Lesen mehr, - ich go? in die leeren Verse mein volles Herz, ich litt mi

g mir auf: das R?tsel unseres zwiesp?ltigen, unb?ndigen Herzens, die tiefe Wesenheit der Weltgeschichte und das m?chtige Wunder des Geistes, der unsre kurzen Tage verkl?rt und durch die Kraft des Erkennens unser kleines Dasein in den Kreis des Notwendigen und Ewigen erhebt. Wenn ich den Kopf durch die schmale Fensterluke steckte, sah ich die Sonne auf D?cher und schmale Gassen scheinen, h?rte verwundert die kleinen Ger?usche der Arbeit und Allt?glichkeit verworren heraufrauschen und fühlte das Einsame und Geheimnisvolle meines

bstprüfung nach, und erst im letzten Schuljahr trat die notwendige erste, gro?e Entt?uschung ein. Ich hatte schon begonnen mit meinen Erstlingsgedichten aufzur?umen und meine Schreiberei überhaupt mit Mi?trauen zu betrachten, als mir durch Zufall ein paar B?nde Gottfried Keller in die H?nde fielen, di

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